Sonntag, 7. Dezember 2014

'Routine'



Johannas Tag:
Luise und ich haben die Möglichkeit jeden Morgen so richtig schön ausschlafen zu können und diese nutzen wir auch. Schon morgens dringen die Stimmen der Händler auf den Straßen zu uns in den 4. Stock. Jeder hat so seinen eigenen Singsang drauf an dem selbst wir schon den einen oder anderen erkennen ohne ihn zu sehen, wie zum Beispiel den Zwiebelmann oder der Schnick-schnack-krims-krams Verkäufer.
So um 10 Uhr bequemen wir uns also aus dem Bett um zusammen zu frühstücken. Wir haben uns den Luxus genommen, jeden Morgen Cornflakes und Haferflocken zu essen. Das mag sich nicht unbedingt nach Luxus anhören, alleine weil ich das in Deutschland auch jeden Morgen gemacht habe und das für mich das normlaste von der Welt war. Hier allerdings würden wir jeden Morgen umsonst Frühstück bekommen, allerdings scharfen Reis mit Soßen. Das indische Frühstück haben wir die ersten zwei Wochen ausprobiert, aber wir waren uns einig, dass wir das mögen, aber nicht unbedingt damit den Tag starten müssen. Allerdings ist Müsli verglichen zu anderen Lebensmitteln teuer. Durch unsere Frühstücksgewohnheit die halt auch ein wenig Milch benötigt haben wir unseren Lieblings  Milchmann getroffen, der auch gleichzeitig die Aufgabe des Telugulehrers übernommen hat. Nun kann ich meine Milch und meinen Joghurt auf Telugu bestellen ‘‘oaka half liter  palu, oaka perugu‘‘. Wenn ich damit ankomme, freut er sich immer und wenn ich ihm dann noch auf Telugu eine gute Nacht wünsche kann er sich ein Lachen meist nicht mehr verkneifen.
Am Morgen erledige ich meistens noch ein paar angefallene Sachen wie Blogeinträge schreiben, die Bude auf Vordermann bringen, Stundenvorbereitung für den Tag oder einfach nur lesen. Dann geht’s los entweder mit dem Zug in dem Slum zu den Mädels. Hier werden wir manchmal mehr manchmal weniger erwartet. Die Mädchen haben das eine oder andere Mal ein kleines Motivationsproblem und daher müssen wir uns immer nette Lernspiele ausdenken, damit wir sie bei der Stange halten. Die Arbeit dort macht uns aber Spaß und daher bleiben wir da dran. In dem Lehrraum ist in unseren Unterrichtsstunden immer high life. Zur Mittagszeit wird dort für die Kinder essen ausgeteilt und auch ‘Mittagsschlaf‘ gehalten. Letzteres klappt immer mit weniger Erfolg, da unsere Arbeitsmaterialien und wirklich alles andere grade spannender scheint, als ein Mittagsschlaf. Die Kiddies werden dann immer von der Köchin zur Räson gerufen. Die Frau ist sicherlich schon über die 60 Jahre und ich würde sie als gute Seele des Slums bezeichnen. Jeden Tag kocht sie große Mengen Reis, Eier und eine Soße für alle Kinder des Slums, teilt es aus und füttert sie auch manchmal. Zudem hat sie ein Stimmenvolum auf das man neidisch sein kann, wenn ihr etwas nicht gefällt, dann hören das auch noch die Nachbarn 3 Hütten weiter. Und sie schafft es einfach  immer tolle Saris zu tragen.
Irgendwie eine tolle Frau!

Oder wir fahren in die Schule, die für Kinder aus ärmeren Verhältnissen ist. Hier geben wir dann den 3., 4. oder 5. Klässlern Computerunterricht. Wenn wir dort ankommen, rennen die Schüler uns schon entgegen und rufen ‘Aka, Aka‘, was übersetzt sowas wie Schwester heißt. Ich finde es ganz schön, dass die meisten uns mit ‘Sister‘ oder ‘Aka‘ ansprechen, weil ich mich nicht als ‘teacher‘ und schon gar nicht als Madame fühle oder sehe. Es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis der Trubel um uns weniger wird an der Schule.
Zum Mittag kommt dann unsere persönliche gute Seele, Amma, zu uns und bringt uns unser Lunch. Das besteht meist aus Reis, einem Curry und manchmal Chapatis. Ich liebe ihr Essen und ich habe mir fest vorgenommen, ihr einmal über die Schulter zusehen, wie sie ihre Currys macht, damit ich das Zuhause vielleicht auch mal hinbekomme. So wie sie, schaffe ich es aber nie, mache wir uns mal nichts vor. Nach der Mittagspause die ich mir 2 Kaffee rumzukriegen pflege geht es dann weiter zum Waisenhaus. Hier warten 22 Mädels auf uns, die alle gleichzeitig animiert werden wollen. An manchen Tagen machen wir einfach nur Hausaufgaben mit ihnen, lesen etwas oder spielen Spiele mit ihnen. Manchmal planen wir aber auch ein Programm, welches wir dann versuchen mit möglichst wenig Chaos durchzukriegen. Wenn wir neue Materialien mitbringen ist die Aufregung meistens so groß, dass das eigentlich Programm in den Hintergrund gerät und einfach nur die zum Beispiel neuen Stifte, bunte Blätter oder Plakate ausprobiert werden müssen. Mal früher mal später machen wir dann dort Schluss und setzen uns entweder noch mit unseren Handys hin und gehen ins Internet oder gehen nachhause. Angekommen warten dann die anderen zwei Mädels auf uns und wir essen alle zusammen Abendbrot und schnacken meistens noch ziemlich lange über unseren Tag und Gott und die Welt. Entweder wir gehen dann getrennt Wege und lesen noch oder wir machen einen Filmeabend.
Dann geht’s ab in die Furzmulle und am Morgen geht’s wieder los.
So oder so ähnlich sieht mein Tagesablauf hier in Indien aus. Es hat lange gebraucht, an die 2 Monate, um so etwas wie eine Routine reinzubekommen. Allerdings weiß man hier nie, was einem der Tag bringt. Einmal wird man spontan vom Manager zu einer großen Veranstaltung mitgenommen, wie dem World Aids Day oder man darf statt der 1/2 Stunde warten auf den Bus mal  1 1/2h warten oder in einem Tempel übernachten und leben plötzlich Männer 41 Tage im Tempel der nicht weit von uns weg ist oder wir haben mal wieder 4 Tage Wassermangel und sind gezwungen Katzenwäsche zu betreiben, dann verschwindet unser Mülleimer vor der Tür, dann taucht eine Zeitung vor unserer Tür auf wie von Geisterhand, dann werden wir spontan zu einer Party eingeladen, dann dürfen wir mal wieder Fotos mit Indern machen die sich freuen, weiße zusehen und immer gut ist wenn wir früh morgens erfahren, dass heute ein Feiertag ist und wir nicht arbeiten brauchen.
Somit ist das Wort Routine hier nicht ganz angebracht, aber genau das genieße ich.
Bis bald Johanna

Freitag, 21. November 2014

Eine Jobmöglichkeit weniger!




Ich ziehe für meine Zukunft sehr viele Möglichkeiten in Betracht, was ich studieren könnte und was für mich als Beruf in Frage kommen würde. Eine Möglichkeit allerdings verwerfe ich mal direkt. Schuhverkäufer in Indien. Nicht das ich ernsthaft drüber nachgedachte habe, aber eine Möglichkeit ist es immerhin gewesen. Luise und ich haben es uns tatsächlich nach 3 Monaten und 17 Tagen gegönnt shoppen zu gehen. Wir sind nicht bummeln, flanieren oder nur mal so gucken gegangen, nein. Wir waren shoppen! Hierfür suchten wir uns natürlich nicht irgendeine Mall in Hyderabad aus, sondern es musste dann natürlich auch direkt die größte sein. Dafür sind wir in den Zug gestiegen für ungefähr 45 Minuten. Zug fahren gehört zu meinen neuen Lieblingsbeschäftigungen. Selbst wenn der Zug relativ leer ist und die Möglichkeit bestehen würde, Sitzplätze zu ergattern, setzen wir uns lieber an den Platz wo in Deutschland die Tür wäre auf den Boden. Von hier bekommt man am meisten Fahrtwind ab, wenn der Zug nicht gerade mal wieder steht, was relativ oft vorkommt. Zudem hat man den besten Blick an die vorbeizischenden Gebäude und Menschen. Praktischerweise ist es in Indien selbstverständlich, dass Frauen und Männer getrennt Reisen können indem es in jedem Zug Frauenabteile gibt. Das ist eine gute Ausweichmöglichkeit, da die Generalabteile oftmals ziemlich voll sind. Selbst in Bussen sind die ersten 3-4 Reihen für ältere Menschen, Menschen mit Behinderung und Frauen reserviert. Wenn sich hier doch mal ein Mann hin verirrt, wird dieser meistens ziemlich barsch von einer Inderin auf die hinteren Plätze verwiesen. Diese Plätze stehen ihnen zu und die verteidigen sie auch. Die meisten Männer machen aber für dich Platz ohne zu murren. Amüsanter sind da manchmal die Wortgefechte zwischen den älteren Menschen. Schon des Öfteren haben wir lautstarke Diskussionen darüber mitbekommen, wer denn nun älter ist und wer somit eher das Recht hat, auf dem Platz zu sitzen. Wir verstehen meistens Bruchstücke eines Gespräches, da in vielen indischen Sprachen und so auch in Telugu, des Öfteren Englische Wörter mit eingebaut werden. Das macht es einfach wenigstens das Thema des Gespräches mitzubekommen. Wenn es also um ihr Recht auf einen Sitzplatz geht, können Inder schon mal ungemütlich werden, obwohl sie sonst so friedliche Mitmenschen sind.
Leider haben wir es so ziemlich aufgegeben Telugu zu lernen. Wir kommen mit Englisch super aus und wenn wir auch nur aus unserem Bundesstaat rausfahren, würde uns die Sprache schon nichts mehr bringen. Denn nur in Telangana und Andhra Pradesh ist Telugu die Amtssprache. Hindi hätte mich eindeutig mehr gereizt zu lernen. Das ist von den mehr als 300 Sprachen die weitverbreitetste und wird auch in der Schule unterrichtet.
In der Mall angekommen, fühlte es sich dann an, als wären wir für ein paar Stunden aus Indien herauskatapultiert wurden und in eine Amerikanische riesen Mall gefallen. Lange kahle Gänge, komplett klimatisierte Läden, Restaurants wo Alkohol verkauft werden darf, Fleischsorten außer Hähnchen und natürlich die teuren Preise der Waren. Das alles finden wir in unserem alltäglichen Leben nicht. Es ist strikt verboten auf öffentlichem Gelände Alkohol zu trinken und Restaurants schenken kein Alkohol aus, nur Bars und Clubs mit einer Genehmigung. Auch sieht man kaum andere Fleischsorten als Huhn. Für Hinduisten ist die Kuh ein heiliges Tier und somit wird natürlich auch nicht das Fleisch gegessen und auch Schweinefleisch wird nicht oft gegessen, da hier auch viele Muslime leben. Ziege ist neben Huhn noch recht beliebt. Uns stört das allerdings wenig, da wir so gut wie jeden Tag vegan oder vegetarisch essen.  Das zeichnet die südindische Küche für mich aus, dass es das normalste von der Welt ist, jeden Tag vegetarisch oder gar Vegan zu essen. Zu größeren Anlässen gibt es aber dann auch mal Fleisch und das ist der Wahnsinn. Die Frauen schaffen es, dass das Fleisch so zart ist, das es dir quasi vom Knochen fällt und mit dem Curry ist es dann so richtig gut mariniert und scharf. Ich habe zwar ein bisschen gebraucht, aber nun will ich das scharfe Essen nicht mehr missen müssen. Wenn wir Deutschen Mädels zusammen sitzen und essen, witzeln wir schon immer darüber, dass das Deutsche Essen uns nicht mehr schmecken wird und wir auf alles erstmal eine Portion Chili hauen müssenwenn wir wieder Zuhause sind. Wir bilden uns auch ein uns an das scharfe Essen gewöhnt zu haben und mit dem schärfe Grad der Inder langsam mithalten zu  können. Auf jedenfall liegen wir nicht mehr nach jeder Mahlzeit keuchend und nach Wasser verlangend auf dem Boden.
Natürlich kamen Luise und ich nicht am Foodcourt vorbei, wo ein Mc Donalds und Subway zugegen war. Ich habe mir einen kleinen Wrap und zwei Kaffee geholt für umgerechnet 1,80 Euro. Selbst bei einer Kette wie Mc Donalds, kriegen sie es hin, dass es irgendwie indisch schmeckt  und scharf ist.
Wir sind, ganz wiedererwartend, auch fündig geworden. Unteranderem gab es Schuhe für mich und Luise. Als mir die richtige Größe gebracht wurde, durfte ich mir die Schuhe aber nicht selber anziehen, sondern mir wurde der Schuh angezogen. Das war mir eher unangenehm als dass ich es für hilfreich empfand. Ich bin nicht so ein Fuß Fan und daher brauche ich es nicht, dass mir jemand an den Füßen rum grabbelt. Das konnte der junge Mann aber nicht wissen und hat somit nur seinen Job gemacht. In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass ich lieber keine Schuhverkäuferin in Indien werde. Ich finde es schon unangenehm wenn mir jemand an die Füße geht, aber noch schlimmer sind da fremde Füße.
 Bis bald Johanna

Sowas wie Halloween!

Ein bisschen verspätet haben wir am 2.11 mit den Kindern ein bisschen Halloween gefeiert. Tagsüber haben wir Kürbisse ausgehöhlt, Hexen und Fledermäuse ausgemalt und Abends gab es eine Gruselgeschichte.



Grrr!


Gruselgeschichte im dunklen. Die leuchtenden Gesichter von den Kürbissen waren ein echtes Highlight!

Montag, 27. Oktober 2014

Impressionen

Es war mal wieder Festivalzeit, diesmal unter dem Namen 'Bathukamma', welches ein Blumefest ist. Das Bild zeigt ein paar Kinder die im Wasser spielen, dass mit Blumen gefüllt wurde.

Die große Entdeckung. Es ist manchmal schon schwierig genug einen normalen Mülleimer ausfindig zu machen. Etwas zu finden, wo man auch noch Müll trennen kann, war der Wahnsinn.

Kochen ist hier in den allermeisten Fällen immer noch Chefsache, also Frauensache. An der Geburtstagfeier unserer Präsidentin saßen alle Mitarbeiterinnen zusammen und kochten stundenlang für mehrere hundert Leute.
Wie gesagt, wenn gekocht wird, dann im großen Stile. Die Töpfe für Reis sind dementsprechend groß.

Kabbadi. Ich erwähnte das Spiel schon einmal. Da dachte ich allerdings noch, dass es ein Mänderspiel sei mit prügeln, rangeln und auf dem Boden schmeißen. Ist es auch! Das hält die Frauen hier aber nicht davon ab es auch zu spielen. Somit durften wir Zeuge eines Kabadispieles zwischen Frauen werden und da ging es mit Sicherheit genauso heiß her wie bei den Männdern. Es wurde gerangelt, geschrieen und auch zwischendurch hitzig diskutiert, wer im Recht ist.

A propos Feste. Wir hatten zum zweiten mal das Vergnügen einen Sari tragen zu dürfen. Sie sind zwar wunderschön und Inderinnen sehen bezaubernd in ihnen aus, aber für mich bleibt es eher eine Verkleidung. Ich kann nicht in ihnen laufen, gehen, sitzen und vom Pipi machen fange ich jetzt mal nicht an.
Wiir haben mit Wasserfarben gemalt. Nicht nur Bilder wurden bemalt, sondern auch Boden, Wände und Kinder.
Bisschen rumsauen mit Farben hat noch jedem Kind spaß gemacht.

4 Mädels aus unserem Waisenhaus. Sie können, wenn sie wollen, aber auch wie kleine Engel aussehen.
Das Grinsen sagt mehr als tausend Worte!


Ooobsttag. Luise und ich hatten die fixe Idee mit den Kindern einen Obsttag zu veranstalten. Dazu gehörte es, Früchte mit verschlossenen Augen zu eraten, Topfschlagen zu spielen mit der Belohnung eine Frucht zu bekommen und zum Schluss einen Obstsalat zu machen. Begleitet haben uns 3 weitere Studenten aus Deutschland die sich gerne mal den Alltag bei uns anschauen wollten.

Haus streichen auf indisch! Sowas bekommt man zusehen, wenn man morgens aus dem Fenster guckt.
 Bis bald Johanna




Geduld ist das Zauberwort.

                                                                                                                                               27.10.2014

Geduld. Ohne Geduld und Nerven wie Drahtseile geht hier im lieben Indien überhaupt nichts. Es fängt mit dem allmorgendlichen Basic-Lärm an. Verkäufer die unten auf den Straßen lauthals verkünden, was sie verkaufen, Musik von einem Festival was mal wieder am Gange ist und im Moment kommen auch noch ohrenbetäubende Böller dazu da das Divali Festival vom 22-23.10 ist. Als ich morgens um 7 Uhr damit geweckt wurde, dachte ich müsse mich flach auf den Boden legen und meinen Kopf mit den Händen schützen. Tagsüber geht es dann mit den wunderbar dauerhupenden Autos weiter. Allgemein gilt:
Hupen ersetzt Bremsen!
Wenn man besonders viel Glück hat, wird man dann noch nachts von einer Hochzeitsfeier geweckt. Trommeln,  so etwas ähnliches wie Orgelmusik und Gesang dürfen da natürlich nicht fehlen. Darüber freut man sich besonders um halb 4 Uhr nachts, wenn man keine Ahnung hat was da los ist.
Allerdings hört sich das alles auch schlimmer an als es ist. An den Basic-Lärm und den lauten Grundton der hier herrscht gewöhnt man sich und man passt sich einfach an. Zudem schaffe ich es auch den  allermeisten Lärm nachts und morgens einfach zu ignorieren und weiter zu pennen. Und zum Beispiel bei Gesprächen auf den Straßen hält man einfach mal kurz die Klappe, wenn ein hupender Bus an dir vorbeirauscht. Gegen an schreien ist nur unnötig anstrengend und bringt eh nichts. Am Ende ist die Hupe lauter.
Geduld ist für die Arbeit mit Kindern auch eine recht nützliche Charaktereigenschaft. Wenn wir mit den Kindern im Waisenheim arbeiten, sollen wir nach deren Meinung überall gleichzeitig sein, mit allen unsere Zeit verbringen und sowieso überall Augen und Ohren haben. Das kann zeitweise recht viel werden. Überall kann man eh nicht sein und somit teilt man sich seine Zeit ein und versucht gerecht seine Aufmerksamkeit auf die Kinder zu verteilen. Auch wenn gleichzeitig 10 Mädchen ‘Johanna sister‘ rufen und sich an alle Gliedmaßen von dir hängen die sie finden können. Nach der zehnten Wiederholung, dass ich gerade keine Zeit habe oder versuche ein Gespräch zu führen, hat man sogar manchmal Glück und sie warten stillschweigend auf dich. Da muss man allerdings schon sehr viel Glück haben. Auch bei alltäglichen Dingen wie Hausaufgaben zahlt es sich aus, Geduld zu zeigen. Ich bin schon das ein oder andere Mal in die Bedrängnis gekommen, bei den Mathehausaufgaben helfen zu müssen.
Wenn mein alter Mathelehrer das wüsste, er würde die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Fürs addieren, subtrahieren und multiplizieren reicht es aber selbst bei mir noch und wenn es ans Eingemachte geht DIVIDIEREN schicke ich sie einfach zu Luise :D!
Die meisten Mädchen mögen Mathe nicht sonderlich, was ich gut nachvollziehen kann, aber eigentlich nur, weil es ihnen so schwer fällt. Allerdings mit ein bisschen Geduld und Sitzfleisch konnte ich erste Erfolge feiern mit der kleinen Shushmita. Wir haben mehrere Tage hintereinander immer und immer wieder Plus und Minus und wieder Plus gerechnet. Am Ende hatte sie es einfach drauf und man kann sich das Grinsen, wenn sie eine Aufgabe richtig hatte nicht vorstellen. Von einem Ohr zum anderen ging es und plötzlich macht das ganze sogar noch Spaß und sie forderte mehr Aufgaben. Wenn sie allerdings einen schlechten Tag hatte und etwas nicht verstanden hat, rollten die dicken Krokodils Tränen vor Verzweiflung. Da musste ich unweigerlich an mich und meinen Vater denken. Der hatte früher auch die heldenhafte Aufgabe mir Mathe verständlich zu machen, was ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen war und eigentlich immer im Streit endete. Da ist das Lernen mit Shushmita eindeutig öfter mit Erfolg gekrönt.
Shushmita
Auch lesen üben ist so eine Sache wo man viel Zeit und Muße mitbringen muss. Es lohnt sich aber Geduld zu zeigen. Wenn die Kinder merken das sie sich verbessern und etwas von alleine hinbekommen, dann war es das warten, die Erklärungen und die 100 fache Wiederholungen dessen wert.
Ich bin mir sicher, dass Geduld eine Eigenschaft ist die ich neu nach Deutschland mitbringen werde. Ich hätte mich vor 3 Monaten noch nicht zu den geduldigsten Menschen gezählt, aber ich bin mir sicher, dass sich das hier ändert. 2 Stunden auf den Bus warten ist okay, 2 Stunden auf den Zug warten ist okay, 5x den Kindern das gleiche erklären ist okay, 1 Stunde auf die Schülerinnen warten die man unterrichten will ist okay.
Man sollte da einfach mal relaxed bleiben und nicht immer alles so eng sehen. Immer weiter locker flockig aus der Hose atmen!
Grunddevise wenn wir unterrichten ist einfach ‘Der Weg ist das Ziel und nur weil man für den Weg ein bisschen länger braucht, heißt das noch lange nicht dass man das Ziel nicht erreicht. Man erreicht es einfach nur später, wenn man ein kleines bisschen Geduld zeigt`!
Bis bald Johanna

Dienstag, 7. Oktober 2014

Das große kleine Hampi!




An Luise und meinem 2 Monatigen in Indien sind wir für 2 Nächte mit den beiden anderen in den wunderschönen Ort Hampi gefahren. Hampi ist nicht sehr weit weg und liegt westlich von Hyderabad. Es ist sicherlich nicht die größte, belebteste und bevölkertste Stadt Indiens, aber voller alter Tempel, Palästen und nicht zu guter Letzt auch alter Steine. Mit dem Nachtbus haben wir zu viert das Abenteuer von Hyderabad aus gewagt. Viel Schlaf gab’s zwar nicht, dafür einen Sonnenaufgang mit Chai vom Dach unseres Gasthauses, welches wir auf Anhieb als wir ankamen fanden. Auf Anfrage durften wir sogar alle zusammen ein Doppelzimmer belegen um Geld zu sparen. Das sogenannte Village welches Hampi hat, besteht aus ungefähr 5 Straßen und jedes Haus ist zum Gasthaus für Touris umfunktioniert. Es tat gut nach der ersten Zeit endlich mal nicht als einziger Papagai angesehen zu werden.  Hampi ist ein ziemlich beliebtes Touristenziel und somit liefen wir nicht als einzige Weißbrote auf den Straßen rum. Ganz im Gegensatz zu Hyderabad. Wir saßen morgens zum Frühstück in einer/m ziemlich gemütlichen Bar/Bistro/Restaurante. Diese/s war im 2. Stock ohne Wände sodass man zu jeder Seite rausgucken kann und nur mit Matten und niedrigen Tischen ausgelegt ist. Wir haben uns einen ziemlichen mörder Tag vorgenommen, aber alles wie echte Männer auch durchgezogen. Mehrere Tempel, alte Ruinen und am Ende der Sunset von einem Berg hinter einem Tempel warteten auf uns. Zudem durfte ich meinen ersten indischen Elefanten sehen. Einfach nur beeindruckende, riesige Geschöpfe. Es war anstrengend da uns eine schlaflose Nacht in den Gliedern hing, aber wir haben uns auf unseren 1. Gemeinsamen Urlaub so gefreut, sodass auch die sicherlich mehr als 30 Grad uns nicht aufhielten. Die Sonne und unsere naive Idee keine Sonnencreme mitzunehmen, hat uns nach dem 1. Tag allen einen Sonnenbrand eingehandelt.
 Herumkutschiert wurden wir von unserem lieben Ronaldo, der uns den 1. Tag mit seiner Auto Riksahw von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit brachte. Mit dem hatten wir auch so unseren Spaß. Er drückte Luise kurzerhand die Bremse des Autos in die Hand damit er kurz aussteigen kann. Der Motor heult auf und sie fängt aus Panik einfach an zu schreien, dass sie keinen Führerschein hat. Worauf Ulla und Christina natürlich auch nichts Besseres zu tun hatten, als in das Geschrei einfach mit einzusteigen…Ich saß daneben und hatte nur Angst um Ronaldo, der Muß gewesen wäre, wären wir wirklich losgefahren. :D  Auch haben die Mädels kein Kuhhaufen ausgelassen und die rutschigen Steine  beim Aufstieg eines Berges waren auch nichts für unsere Schuhe, die zugegebenermaßen wenig Profil aufzuweisen hatten.  Größere Fauxpas hatten wir aber nicht. Dafür dass wir komplett ohne Vorbereitung oder Vorwissen  nach Hampi gefahren sind, hat alles wirklich wie am Schnürchen geklappt.
Den 2. Morgen durften wir um 5 Uhr morgens beginnen, da unser Gastvater uns einlud mit ihm zum Berg mit dem Tempel an dem wir schon wegen dem Sonnenuntergang waren zufahren und mit ihm Yoga zumachen. Zu solch einem Angebot konnten wir natürlich nicht nein sagen, selbst wenn ich dafür früh aufstehen muss. Und was soll ich sagen? Die Verwirrung am Morgen, wieso jemand mitten in der Nacht einen Wecker stellt, hat sich gelohnt. Mit der aufgehenden Sonne im Gesicht,  mit dem Blick auf Hampi versuchen zu meditieren war eine fantastische Sache, die ich sofort wiederholen würde! Der Tag begann also wieder ordentlich früh, aber dafür auch wieder mit einem ordentlichen Frühstück. Frühstückseier, Kaffee, Müsli, Obst, Pfannkuchen Lassis (indische Fruchtsäfte) für wenig Geld belebten uns. Danach klapperten wir noch den Rest der Sehenswürdigkeiten zu Fuß ab. Wir stiegen einen Berg hinauf der zugegebernmaße nicht sonderlich hoch war, wo wir aber alle komplett verschwitzt und keuchend oben ankamen.  Die wundervolle Aussicht lohnte sich aber und war für mich der Höhepunkt der Reise. Am Ende des Tages, haben wir dann doch noch ein wenig das Mädchen in uns herausgelassen und sind ‘bummeln‘ gegangen. Wir waren am Abend alle glücklich, kaputt und hungrig. Also haben wir unser Trip in einem Restaurant ausklingen lassen, wo wir alle nochmal ordentlich reingehauen haben, da wir wieder 7h Busfahrt vor uns hatten.
Nicht das der Eindruck entsteht wir hauen das Geld nur so raus. Wenn wir essen gegangen sind, dann haben wir immer so um die 2-4 Euro umgerechnet für unsere Mahlzeiten ausgegeben. Trotz des niedrigen Preises war das Essen immer eins A, zum sattwerden und völlig unbedenklich.
Nach der Busfahrt durften Luise und ich direkt wieder zur Arbeit mit den Kindern im Waisenhaus. Anstrengend war es zwar, da wir die letzten 3 Nächte nicht viel geschlafen hatten, aber wer in den Urlaub fahren kann, der kann danach aber auch abreiten gehen. In der nächsten Nacht habe ich dann mit 13h Schlaf meine Schlafreserve aufgefüllt. 
Für den richtigen Eindruck noch ein paar Bilder:

 
Tolle Geschöpfe diese Elefanten!

Uund ganz freundlich in die Kamera!

Das Vehikel will auch gesäubert sein!

(I)dyllisch!

Ein bisschen romantsich dem Sunset zusehen!


Yoga mit dem Sonnenaufgang im Gesicht und diese tolle Aussicht im Rücken. Damit lässt sich doch arbeiten!

Gibt es einen besseren Standort für einen Friseur? Ich glaube ja nicht.


Frühstück Delux!




 Mit freundlichen Grüßen, Luise und Johanna