Schnell, schneller am schnellsten. Meine Zeit hier in Indien rennt im Moment als ginge es um sein Leben.
Grade war meine Freundin Nötzel mit
ihrem Kommilitonen Maxi hier und schon sind sie wieder weg und meine Eltern
tauchen an derselben Stelle auf. Erst sitze ich hier sieben Monate alleine in
meiner Indienblase und nun geht alles zack auf zack.
Ich durfte doch tatsächlich kurz nach
unserem Paradiesurlaub in Kerala und Sri Lanka die Frau Nötzel bei mir
begrüßen. Diese große und nicht minder laute Erscheinung hat uns 2 Wochen mit
ihrem Kumpel Maxi, welcher uns durchaus mehr auf Trab gehalten hat, belustigt.
Zudem haben sie die Kinder mehr als glücklich gemacht mit tollen Geschenken wie
Kuscheltieren, glitzernden Perlen (auf die wir Deutschen Mädels doch ein wenig
neidisch sind) und Klamotten. Unsere Nachbarskinder haben auch großzügiger
Weise etwas abbekommen und seitdem sind sie uns noch mehr auf den Fersen als
sowieso schon um uns die Hand zu schütteln, ein Stück mit uns an der Hand zu
gehen oder nach unserem werten Befinden zu fragen. Das Highlight bildet aber
die ungefähr ein jährige Pandu. Was wir glauben übersetzt Banane heißt. Sie hat
einen übergroßen, schwarzen, Kuschelaffen bekommen den sie mehr schlecht als
recht über dem Boden halten kann. Der Stolz mit dem sie den aber durch die
Straßen trägt hebt das kleine Dilemma aber wieder auf.
Mit unseren Gästen haben wir dann
auch ordentlich Holi gefeiert. Holi ist ein Farbenfest, welches ich auch in
Deutschland schon gefeiert habe. Es ist also nicht so unbekannt, aber so wie
die Inder es zelebrieren kriegt der allgemeine Europäer das in hundert Jahren
nicht gebacken.
Holi ist ein hinduistisches Fest wo
die Gläubigen am Vorabend von Holi durch das Verbrennen von alten Gegenständen
von der Vergangenheit lösen und sich Neuem somit öffnen und diesem auch Platz
schaffen. Der nächste Tag ist dann zum ``Holi spielen`` da. Hier darf man noch
Herzenslust, Kraft, Power und Farbenmenge sich mit einem Puder bewerfen,
welches alle tollen Farben haben kann. Dieses Bewerfen mit den Farben ist auch
schon in der westlichen Zivilisation angekommen und wird hier meistens mit einer
Party und viel Elektromusik unterstrichen. Hat nicht mehr so viel mit dem
Ursprung, Tradition oder gar Religion zu tun, aber macht trotzdem Spaß, auch in
Deutschland.
So oder so ähnlich habe ich den Hintergrund
des Holis verstanden.
Wir haben das Fest mit unserer
Freundesgruppe auf einem kleinen Hügel begangen wo wir uns stundenrund mit den
tollsten Farben eingeseift haben.
Typisch traditionelle Trommler wurden
engagiert zu deren Musik wir eher like a wannabe-indian getanzt haben.
Es hat aber niemanden gestört das wir
alle wie bunte Idioten aussahen. Wir hatten zusammen eine Menge Spaß und das
hat am Ende gezählt.
Für mich geht der Farbenspaß seit 3
Wochen sogar noch in die Verlängerung, da ich die lila-pinke Holifarbe nicht
aus meinen blonden Haaren rausgewaschen bekomme. Somit sehe ich im Moment aus
wie das sechste Mitglied der spice girls aus den 90er Jahren die nicht einsehen
will, dass diese Girlsgroup nicht mehr existiert. Mit meinem look würde ich
jedenfalls ‘Wannabe‘ oder ‘Spice up your life‘ singend neben den Mädels der
Band nicht unbedingt negativ auffallen. Das Pink gibt meinem Look aber auch
erst die richtige Würze und so viele Komplimente für meine Haare wie im Moment
habe ich noch nie bekommen.
Schlimmere Zwischenfälle als eine
fast-Vermisstenanzeige bei der Polizei, 3 Leute die sich im synchron-kotzen
versucht haben (verdorbener Magen), ein musikalisches 2000er Jahre Revival im
Schlafanzug und das bombastische Kartenspiel Manchkin hatten wir aber nicht zu
beklagen und somit sind wir gut durch die zwei Wochen gekommen und mögen uns
sogar noch. Auch wenn wir uns die meiste Zeit zu fünft in ein zweier
Schlafzimmer quetschten.
So schnell wie sie kamen waren die
beiden Knalltüten aber auch schon wieder weg und schon hatten wir die nächsten
zwei auf der Fußmatte stehen. Mama&Papa!
Da kommt Freude auf.. Mutti& Vati sind da |
Mit den beiden Volltouries bin ich
also durch Hyderabad gestolpert und habe versucht ihnen mein Leben hier
komprimiert auf zwei Tage nahe zu bringen. Zugegebenermaßen schwierig, aber im
Endeffekt hat alles besser geklappt als ich dachte. Die Kinder im Waisenheim
waren lieb und nett, haben danke und bitte gesagt und bekamen wieder funkelnde
Augen als meine Eltern ihnen eine Haarspange schenkten und ein kleines
Modellflugzeug von Papa herumgereicht wurde.
Hyderabad war zwar laut, hektisch,
chaotisch und eine Idee zu voll wie immer, aber meine Eltern haben es locker
flockig genommen und alles als ein großes Abenteuer betrachtet. Diese
Einstellung ist als Erst-Indienreisender/e sicherlich nicht schlecht. Zudem hat
es mir die Rolle als Touriführerin leicht gemacht, weil eine einfache Autofahrt
schon zu kompletter Faszination geführt hat.
Trotzdem muss ich mich Luise
anschließen und ein Lob an die Toleranz meiner Eltern aussprechen. Sie sind mit
viel Motivation und gutem Willen an das Land Indien herangegangen und sind bis
zum Ende dabei geblieben und somit auch nicht enttäuscht worden.
Die 1. Rikshawfahrt hätte besser aussehen können, aber man kann auch eine Panne am Auto alsAbenteuer sehen. |
Drei Tage Hyderabad sollten aber
reichen und so haben wir uns mit unserer illustren Reisetruppe bestehend aus
Mama, Papa, Luise, ihrem Freund Yassin und mir auf den Weg nach Delhi gemacht.
Hier starteten wir 10 Tage Rundreise durch einen kleinen Teil vom Norden
Indiens.
Den Start bildete Delhi, um genau zu
sein Old Delhi. Wie man sich fast denken kann ist Delhi die Hauptstadt Indiens
in zwei Teile geteilt. Wir unwissenden Touris wollten natürlich beide Seiten
gesehen haben und sind ungeschickterweise direkt am ersten Tag an dem wir alle
um 5 Uhr aufgestanden sind und einen Flug hinter uns hatten nach Old Delhi
gefahren. So ein bisschen am Bazar rumschmöckern. Denkste. Old Delhi ist zwar total
faszinierend durch alte Hausfassaden, tausende kleine Geschäfte, immer wieder
kleine indische Snacks die auch wir nicht aus dem Süden kannten, zwischendurch
kleine Tempel oder eine Moschee. So schön das alles war, so anstrengend war es
auch. Denn Old Delhi besticht nicht nur durch den riesigen Chowk Chandni Bazar
durch den wir gelaufen sind, sondern auch durch die extreme Masse an Menschen
die dort geschäftig und sich hier durchaus mit einer gewissen Aggressivität auf
dem Fußweg Platz machen. Ich dachte das Hyderabad schon eine Metropole ist, ist
sie auch, aber Old Delhi hat mit Links noch einen drauf gesetzt. Natürlich war
unsere dezente Überfordertheit mit den Massen von Old Delhi auch unserer
Müdigkeit zu zuschreiben, aber es war auch einfach voll. Anders lässt es sich
nicht beschreiben.
Der komplette Gegensatz hierzu bildet dann New Delhi. So
etwas aufgeräumtes, sauberes, gar steriles, Geradliniges und geplantes habe ich
in Indien bis jetzt noch nicht gesehen und werde ich wahrscheinlich auch nicht
mehr. Zurecht erinnerte mich mein Papa an Washington DC und den Aufbau der
Stadt. Alle wichtigen, großen Sehenswürdigkeiten lagen nah beieinander auf
wenigen dafür aber langen, geraden Straßen verteilt. Von einer Sehenswürdigkeit
konntest du schon die nächste sehen und zu Fuß erreichen. Ansonsten hat New
Delhi mich nicht so umgehauen. Außer das National Museum und das Gandhi SmritiMuseum
hatte es für mich nicht so viele Anreize.
Unverkenntliche Silhouette |
Girls talk am Abend. Mutti erklärt den Kücken die Welt. |
The
next stop hieß Haridwar. Dies
ist ein relativ kleiner Ort, obwohl einem nach Dehli wohl alles ‘relativ‘ klein
vorkommt. Haridwar liegt ziemlich nah an der Ursprungsquelle des heiligen
Flusses Ganges (Ganga) und ist einer der wichtigsten Pilgerstätten für
Hinduisten aus Indien. Über den Tag kommen die Menschen die oftmals mit ihrer
Familie aus ganz Indien hergereist sind um einmal in ihrem Leben den Fluss
gesehen zu haben, sich darin zu waschen, zu beten und auch einen Schluck daraus
zu trinken.
Es werden Massenweise Kanister rund herum verkauft, damit man auch einen Schluck für die Daheimgebliebenen abzapfen kann. Abends durften wir Teil einer Zeremonie der Hindus werden, was eine schöne Erfahrung war. Große Fackeln wurden gezündet, Gebete wurden über Lautsprecher aufgesagt und es wurden auch Verse zusammen gesprochen
Pilgerstätte für tausende von Gläubigen in Haridwar am Ganges. |
Es werden Massenweise Kanister rund herum verkauft, damit man auch einen Schluck für die Daheimgebliebenen abzapfen kann. Abends durften wir Teil einer Zeremonie der Hindus werden, was eine schöne Erfahrung war. Große Fackeln wurden gezündet, Gebete wurden über Lautsprecher aufgesagt und es wurden auch Verse zusammen gesprochen
Sich ein wenig in die Geschichte der Religion
des Hinduismus zu fuchsen lohnt sich. Auf den ersten Blick erscheint alles
ziemlich verwirrend, da es hunderte Götter gibt zu denen man beten kann und es
über jeden auch eine haarsträubend tolle Geschichte zu erählen gibt. Wenn man mit ein
wenig Geduld sich aber einen Überblick geschaffen hat macht vieles Sinn und man
beginnt solche Zeremonien wie am Ganges, in einem Tempel oder Festivals wie
Holi zu verstehen.
Rishishi |
Am nächsten Tag hat unsere liebe
Reiseführerin Manchu uns in einen weiteren wichtigen Ort der Hindus gebracht.
Rishikesh, oder es mit Papas Worten zu sagen ‚Rishishi‘ Er hat es tagelang
nicht auf die Reihe bekommen den Ort vernünftig auszusprechen und ich bin mir
sicher, dass er es immer noch nicht könnte.
In Rishishi fand ich es noch einmal schöner als in Haridwar. Vielleicht bin ich aber auch ein wenig subjektiv, weil wir hier eine Raftingtour auf dem Ganges gemacht haben und die echt ganz schön Spaß gemacht hat.
Rishishi |
In Rishishi fand ich es noch einmal schöner als in Haridwar. Vielleicht bin ich aber auch ein wenig subjektiv, weil wir hier eine Raftingtour auf dem Ganges gemacht haben und die echt ganz schön Spaß gemacht hat.
Zwar arschkalt, aber super zum plantschen. |
Der nächste Halt den wir machen
durften, der dem einen oder anderen sogar etwas sagen könnte war Agra, Taj
Mahal. DIE Sehenswürdigkeit Indiens. Wenn man ein Bild aus Indien kennt dann
kommt dieses direkt nach dem Elefanten. Agra an sich als Stadt ist für mich
nicht so sonderlich sehenswert gewesen. Der Taj Mahal hat mich entgegen meiner
Erwartung jedoch beeindruckt. Dieser Brocken aus weißem Marmor hat etwas Majestätisches
und ist wirklich schön anzusehen.
Und schon ging es weiter in das
nächste Bundesland. Rajasthan. Hierauf habe ich mich fast am meisten gefreut. Zu
allererst Jaipur die angeblich rosa rote Stadt. Wirklich alle aus unserem
Trüppchen waren sich nach den ersten Minuten in Jaipur sicher, dass das was als
rosa beworben wird alles aber nicht rosa ist, sprich das die ``rosa
Hausfassaden`` definitiv orange sind. Da ist noch nicht einmal Platz zur Diskussion
über die Farbe. Dass nennt sich nun mal orange!
Allgemeine Verwirrung. Ich war die einzige die an der Fassade des Taj Mahals die optische Täuschung auf Anhieb gesehen hat. Die anderen Knalltüten haben dafür länger gebraucht. |
Rosa? Orange? |
Ansonsten haben wie die letzten
gemeinsamen Tage eher ruhig angehen lassen, da es meinen Eltern aufgrund zu
viel indischem Essen gar nicht mal so gut ging. Wir sind mal wieder auf einem
Bazar gelandet und waren endlich mal so richtig nah an Elefanten dran.
Mit dieser Farbverwirrung der Stadt
und Magenkrankheit war die gemeinsame Zeit mit meinen Eltern aber auch schon
wieder am Ende angelangt und Luise und ich sind alleine weiter getingelt nach
Udaipur.
Hier hatten wir einen Tag zur Verfügung bevor unser Flug nachhause ging. Den haben wir irgendwie mit einer kleinen Bootstour, herumschlawienern in den kleinen Gassen, hier und da in die Shops reingucken und Abends mit einem alten Schinken von James Bond gut rumbekommen. Der Film Octopussy musste sein, da dieser in genau Rajasthan, Udaipur mitgedreht wurde. Daher war das natürlich ein must-do. Was nicht so ganz geplant war, dass ich während des Films im Restaurant einschlafe, weil ich einfach so kaputt war und meine Augen nicht mehr aufhalten konnte.
Ein doch recht romantisches Fleckchen Erde. |
Hier hatten wir einen Tag zur Verfügung bevor unser Flug nachhause ging. Den haben wir irgendwie mit einer kleinen Bootstour, herumschlawienern in den kleinen Gassen, hier und da in die Shops reingucken und Abends mit einem alten Schinken von James Bond gut rumbekommen. Der Film Octopussy musste sein, da dieser in genau Rajasthan, Udaipur mitgedreht wurde. Daher war das natürlich ein must-do. Was nicht so ganz geplant war, dass ich während des Films im Restaurant einschlafe, weil ich einfach so kaputt war und meine Augen nicht mehr aufhalten konnte.
Somit ist unsere letzte geplante
Reise zu ende. Nun heißt es die nächsten drei Monate nochmal bei um die 40-45
Grad mit den Kiddies ranklotzen und die letzte Zeit so richtig doll, mit allem
drum herum und was zu Indien und unserem Leben hier dazu gehört genießen. Auch
wenn grade die 40-45 Grad dazugehören.
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