Montag, 2. Februar 2015

Halbzeit!


2.2.2015
Wo zum Donnerwetter nochmal ist die Zeit hin?
Luise sagte mir doch tatsächlich am 13.1. 2015 dass wir Halbzeit haben. Ich muss zugestehen, dass ich doch ein wenig verblüfft war.
Halbzeit? 5 ½ Monate sollen vergangen sein? Keine Ahnung wo die hin sind, aber vielleicht ist es mal Zeit zu rekapitulieren.
Das ganze gestaltet sich schwieriger als gedacht, da ich mich meistens noch nicht mal an den vergangen Tag erinnern kann, geschweige denn an die letzten Wochen oder gar Monate. 
So Eckdaten kriege ich aber noch zusammen.
Da waren unseren ersten Wochen in Indien. Alles war recht anstrengend und neu, aber niemals zu viel. Wir durften unsere Arbeitsplätze kennen lernen und damit auch hunderte interessierter Kinder die uns alle einmal die Hand geben wollten. Ich war zum ersten Mal in einem Slum und war überrascht über die Offenheit und die Quirrligkeit der Menschen und besonders der Kinder hier.
In den ersten Wochen vom indischen essen zu schwärmen wäre gelogen. Min. 2x täglich hatten wir das Bedürfnisse einen Kanister Milch oder Joghurt auszutrinken nach dem essen, weil einfach alles was mit Mund und Lippen zu tun hatte brannte wie Feuer.
Unsere Toilettenerlebnisse aufgrund des scharfen Essens  lasse ich hier mal aus Anstandsgründen weg.
Im Oktober haben wir uns dann zum 1.x in einen Kurzurlaub gewagt. Hampi hieß unser Ziel und es war traumhaft. Was wir erst später herausfanden, dass der kleine Ort Hampi auf Platz eins der schönsten Orte Indiens vom Lonely Planet steht. Lonely Planet ist ein recht angesehen Reiseführer den Luise sich für Indien geholt hat.
Die Arbeit wurde mit der Zeit immer intensiver. Wir lernten die Mädchen im Waisenhaus immer besser kennen und sie uns. Eine gewisse Vertrauensbasis stellte sich ein, welches ein recht schönes Gefühl ist. Auf der anderen Seite wuchsen auch die Anforderungen an uns. Die Kinder haben recht klare Vorstellungen was wir mit ihnen machen, da sie in den vorherigen Jahren auch schon deutsche Freiwillige da hatten und die Ansprüche daher recht hoch waren.  Ein Kompromiss aus Anforderungen und selbständigem arbeiten zu finden war und ist manchmal nicht so einfach. Gerade wenn man versucht neue Aktivitäten mit den Kindern auszuprobieren stößt man schnell auf Unmotiviertheit. Da ist oftmals Geduld und Engagement gefragt, damit man wenigstens die meisten Kinder erreicht.
In der vergangenen Zeit durften wir auch  mit unserer Organisation Feste feiern. Darunter war der Geburtstag von der Präsidentin und der Geburtstag der Organisation. Beides wurde mit allen Mitarbeiter/Innen gefeiert. Diese Tage haben wir immer besonders genossen, weil es einfach schön war die Frauen, die nun mal eine  Vergangenheit haben geprägt von Missbrauch, Drogen und Prostitution so ausgelassen, rumalbernd und lachend zu sehen. Auch die Gastfreundschaft die uns immer wieder entgegen gebracht wird, überwältigt uns. Noch ein ganz anderer positiver Aspekt auf diesen Festen war das Essen. Alle Frauen kochten zusammen Reis, Currys und Hühnchen. Wir dürfen zwar meistens nicht mithelfen, auch wenn wir fragen ob sie Hilfe benötigen, aber mitessen ist quasi Pflicht. Das geht jedoch mehr als klar, da das Essen jedes Mal der Wahnsinn ist. Zum Glück kann ich nach mehr als 5 Monaten auch von mir behaupten mich an die Schärfe gewöhnt zu haben. Ich liebe scharfes Essen und will mir gar nicht vorstellen in Deutschland wieder nur die Kartoffel oder das Gemüse vor mir liegen zu haben ohne das es in einem richtig schön gewürzten Curry schwimmt.
Des Weiteren sind jedes Mal die Festivals ein Segen oder eine Qual für uns. Wenn ich an Diwali denke, dass Fest der Lichter, welches ich mir wunderschön vorgestellt habe und was sich am Ende zu einem schlechteren Silvester entwickelt hat. Mir wurde im Voraus erzählt, dass vor jedem Haus Kerzen aufgestellt werden und Licherketten ausgehangen werden. Hört sich gut an und die eine oder andere Kerze habe ich auch entdeckt. Für mich war es aber einfach  nur tagelanges herumgeböllere. Morgens, mittags, abends und nachts, mit unfassbar lauten Knallern die mir Kopfschmerzen bereitet haben. Mag sein, dass es nur in meinem Bezirk oder Stadt so krass war, aber meine Erfahrungen mit Diwali sind leider nicht so positiv.
Ganz anders mit dem Sankranti Festival, welches erst vor einer Woche stattfand. Das Sankranti Festival ist ein Drachenfestival und so gut wie jede Familie lässt auf dem Hausdach einen kleinen Drachen steigen. Das Bild Tagsüber, aber besonders abends mit Sonnenuntergang von unserem Dach aus war umwerfend. Ich verbringe so schon gerne Zeit auf unserem Dach einfach nur lesend oder mal ein wenig Ruhe genießend, aber das tolle Panorama mit den tausenden von Drachen hat nochmals einen drauf gesetzt.

Das was man im Himmel rumschwirren sieht,ist kein Dreck, sondern sind die Drachen :D

Man kann leider nicht im geringsten die wirkliche Anzahl der Drachen am Himmel auf den Bildern erkennen.

Es durfte wie immer die richtige Verzierung vor der Tür nicht fehlen. 



So richtig Probleme hatten wir noch nicht zu bestreiten. Es sind eher die alltäglichen Schwierigkeiten die uns manchmal zu schaffen machen
Das war dumm! Ich habe es in Gedanken  noch geschafft unsere Haustür abzuschließen, allerdings  hab ich nicht mehr den Schlüssel abgezogen.

Kokosnuss vs. Johanna. Sagen wir es ist als Unentschieden ausgegangen..

Selbstgemachtes Leid. Wir haben Luises Rucksack so fest zugemacht (safety furst), dass wir ihn am Ende nicht mehr aufbekommen haben und die tatkräftige Hilfe aller Kinder um  uns herum brauchten.

Zu der Problembehebung von Ulla habe ich aktuell das Problem noch nicht gefunden. Ich bin mir aber sicher, dass sie nicht völlig ohne Grund mit einem Regenschirm in der Wohnung saß. 

DAS war zum Gllück kein Problme, aber es hätte zu einem Problem werden können. 


23 Menschen in einem Auto. Wo ist das Problem?

Mit solchen Ungeheurn haben wir regelmäßig an den Geburtstagen der Kinder zu kämpfen.. Schmeckt exakt so wie es aussieht.

Die Mango-Ananas-Marmeladen-Honig-Verschwörung in unserem Haushalt. Manche nennen es Marmelade. Ich nenne es widerlich..

Naja, was soll ich dazu sagen? Vielleicht hatte der kleine ein Problem und wollte sich das ganze mal von nahem ansehen.

Das erste und wahrscheinlich auch das einzige Mal, wo wir in der Küche helfen durften. Chapatis essen ist  super, das ganze zuzubereiten nicht. Die indischen Frauen bekommen sie ganz einfach und im handumdrehen glatt, überall gleich dick und rund hin. Meine Chapatis wurden als 'fancy (verrückt/außergewöhnlich) chapatis' betitelt.

Für die nächsten Monate kann ich mir eigentlich nichts besseres vorstellen als einfach so weiter zu machen wie gerade im Moment. Arbeiten mit den Kindern, indisches essen genießen, Freunde treffen,neue und interessante Menschen kennen lernen, Spaß mit meinen Mädels aus der WG haben und ein wenig rumreisen und das riesige Indien erkunden.
So allgemein kann ich mich also nicht beschweren. Ganz im Gegenteil. Ich hab hier ein kleines zweites Zuhause entdeckt und freue mich riesig auf unsere 2. Halbzeit in Indien.

Bis bald Johanna 

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