27.8.2017
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Die rennende Zeit ist
Fluch und Segen zugleich. Wenn ich eines sagen kann dann das. Die Zeit nach den
Schuljahren bei Mama & Papa auch Hotel Mama, Residence Immer Sauber, Lodge
des gefüllten Kühlschrankes gennant. Der Eintritt ins quasi-eigenständige Leben,
diese vielen durchaus angsteinjagenden und zugleich zerreißend spannenden Dinge
die auf einen Warten. In meinem Fall war es das Freiwillge Soziale Jahr in
Indien mit neunzehn Jahren. Darauf folgend ein Jahr Praktika in wundervollen Festivals
in Dresden und Bremen. Und ganz aktuell mein Studium der Internationalen
Sozialen Arbeit in Schweden.
Ein jahr ist vergangen in Schweden und ich kann es
nicht lassen auch dieses Jahr revue passieren zu lassen. Ich blicke auf eine
ziemlich hektische Zeit mit all seinen Tiefen und Höhepunkten zurück. Wenn
meine Famille oder Freunde mich fragen wie mein Leben in Schweden ist, dann
bekommen sie eigentlich alle die gleiche, knappe Antwort. Schweden ist so wie
man es sich vorstellt. Das Bild welches viele im Kopf haben wird bestätigt.
Schweden ist ein Land voller Natur und noch mehr
Wasser. Ein Land das es sich zur aditude gemacht hat rote Holzhäuser zu bauen.
Ein Land, dass Elche und Rentiere beherbergt. Ein Land, das uns Deutschen
durchaus teuer erscheint. Zurecht. Ein Land, dass dunkel und kalt ist. Ein
Land, dass eine verwirrende Dichte an Männern mit viel Bart aufweist. Ein Land,
welches sich von der Bevölkerung und größeren Städten eher im Süden abspielt.
All diese Dinge hatte ich vor meinem Leben in Schweden
im Kopf und ehrrlich gesagt, dass habe ich auch immer noch. Allerdings sind da
noch ein paar mehr Eindrücke hinzugekommen. Schweden ist schön. Ohne Frage! Täglich
kann man einen hohen Lebenstandart genießen mit sozialen Zuschüssen,
Versicherungen und Bildung für jederman. Sicherlich kan man auch hier Kritik
üben, wenn man genauer hinsieht. Jedoch laufen hier einfach viele Dinge sehr
viel besser als das ich es in Deutschland über Jahre hinweg gelernt habe und
natürlich ein Meilenweiter unterschied zum indischen Standart. Das ist es
allerdings garnicht was mich das letzte Jahr bewegt oder zu sehr interessiert
hat. Noch bin ich ja Studentin und als solche habe ich persönlich für mich auch
nicht die allergrößten Ansprüche an mein Haus und Hof. Einen habe ich
allerdings und das ist mein soziales Umfeld. Ich war schon immer eine Person
die ein breites Netzwerk an Freunden genoß und enge Freunde um sich herum
brauchte. Und hier kommt das interessante, das mich doch ein wenig stutzig
gemacht hat.
Es hat mich eine ganze Weile gebraucht einen Freundeskreis
aufzubauen. Klar, dass das eine Weile dauern kann, wenn man in eine neue Stadt
oder gar Land kommt. Man kann sich den Gedanken abschminken, das dort alle auf
einen Warten. Niemand wartet auf dich. Die meisten Menschen auf die man trift
leben seit Jahren in dem Ort und haben bereits einen Freundeskreis. Sie sind
auf dich nicht mehr angeiwesen, aber du sehr wohl auf sie. Es ist klar das
Schweden keine Inder sind die alle anderen in sachen Gasgeberqualitäten in den
Schatten stellen. Jedoch hatte ich am Anfang das Gefühl, dass das kühle Wetter Auswirkung
hinsichtlich Spontanität, Neugierde auf das Neue und des ersten Schritt machen
seine Wirkung hat. Wie ich bereits anklingen lassen habe spielt sich das meiste
Leben in Schweden in der südlichen Hälfte ab. Göteburg, Malmö, Lund und
natürlich Stockholm und Uppsala sind die definitiv größten Städte Schwedens und
danach kommt auch lange Zeit nichts mehr. Ich für meinen Teil lebe seit einem
Jahr in Gävle. Die Stadt hat knapp 100 000 Einwohner und liegt zwei Stunden
über Stockholm. Der Südschwede würde betonen, dass das schon Nordschweden ist.
Wenn man sich nach der Karte richtet, dann liege ich allerdings noch in Mittelschweden.
Die Diskussion ist dahingehend interessant, dass nach Gävle nicht mehr viel
kommt an Städten. Die Bevölkerungszahl im Norden Schwedens, sprich Lappland ist
wahnnisnig niedrig. Gerade aus diesem Teil des Landes kommen viele nach Gävle
zum studieren. Viele von ihnen sind in Orten aufgewachsen mit vielleicht an die
hundert Einwohner oder noch weniger. Ich durfte viele Schweden kennen lernen
die vorher kaum Kontakt mit Ausländern hatten, kaum selber ins Ausland
verreisen da sie oftmals im eigenen Land Urlaub machen und sehr wohl Englisch
verstehen wegen dem englischen Fehrnsehenprogramm und Filmen, aber es nie
sprechen mussten. Die überwindung jetzt damit anzufangen ist verständlich.
Somit haben wir einmal meine Seite die auf offene englisch sprechende Schweden
angewiesen ist und die Seite der Schweden die einen riesigen, riesigen
Schweinehund überwinden muss. Mit diesen beiden Seiten ist es jedoch nicht
getan. Denn zum Glück sind Schweden
super warmherzige und hilfsbereite Menschen die sich mit ein bisschen
einfühlsamen in-den-Arsch-getrete und viel Muße überzeugen lassen. Mein Lieblingsbeispiel
dazu ist meine engste Freundin hier in Schweden. Ich habe sie an unserem ersten
Tag in der Uni angesprochen, da ich nicht wusste wohin und sie alleine war. Im
nachhinein meinte sie zu mir, dass sie mich in genau diesem Moment gehasst hat
und am liebsten im Erdboden versunken wäre. Dass ich sie auf englisch
angesprochen habe hat sie dermaßen aus dem Konzept gebracht. Allerdings sind
wir beide drangeblieben und haben nach anfänglich holprigen Monaten eine
herzliche und vertrauensvolle Freundschaft aufgebaut. Und so ging es mir mit
vielen Schweden. Einmal den Schweinehund ihrerseits überwunden und meine Hartnäckigeit
sind eine gute Mischung. Und immer noch spüre ich eine riesige Dankbarkeit
meinen Freunden gegebüber die mich tagtäglich in den Alltag mit eingebunden
haben und es immer noch tun. Auch wenn sie es nach Monaten nun endlich so
richtig genießen englisch zu reden und mir meinen Schwedischkurs ausreden
wollen. So spielt das Leben.
Nach drei Monaten reisen und Elternaufenthalt oder
auch Hotel Mama, Residence Immer Sauber, Lodge des gefüllten Kühlschrankes
gennant freue ich mich auf meine Wiederkehr nachhause nach Gävle.
Dieses Land hat mich vielleicht nicht mit den
allerbreitesten und wärmsten Armen empfangen. Aber hast du einmal einen Freund
im Schweden gefunden wirst du ihn nicht mehr so schnell los.
Tjiennare, Hei da, auf Wiedersehen und bis bald.
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Wenn es mal nicht dunkel ist in Schweden, |
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dann ist es hell. |
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