02.11.2016
Und da ist er. Der erste schwedische Schnee in Schweden, in Gävle, direkt vor meiner bescheidenen Behausung. Noch ein wenig wässrig in seiner Erscheinung, aber es ist Schnee. Um ehrlich zu sein habe ich noch nicht damit gerechnet. Woher auch? Aus meinem Herkunftsnest in der Nähe von Bremen, sprich Norddeutschland, kenne ich keinen Schnee mehr. Weiße Weihnacht hört sich für uns an wie ein Märchen, welches wir mit „ Vor langer, langer Zeit…“ anfangen. Nun werde ich mit Schnee `schon` Anfang November konfrontiert. Das muss das Herz der norddeutschen Deern erstmal verdauen.
Nach den ersten 12 Stunden Schnee muss ich aber resümieren, dass es gar nicht so schlimm ist wie befürchtet. Ich rühme mich ja doch sehr damit ein eher ‚warmer‘ Mensch zu sein, leicht zu frieren und wenn ich dann friere, werde ich zur super Pussy. Das stimmt auch immer noch, aber irgendwie muss ich ja gestehen, dass diese schwedische Kühlheit auch was hat. Zu einem gibt es ja kein schlechtes Wetter sondern nur schlecht angezogene Leute (so meine Mutter) und zum anderen gibt es doch nichts schöneres als mit seinen dicken Winterschuhen durch einen Schneebedeckten Platz zu laufen wo noch keine anderen Fußspuren zusehen sind. Das wird niemals aus der Model kommen.
Alleine schon der Herbst hier war wunderschön. Gävle, der Ort an dem ich studiere, ist sehr grün mit seinem Park, Wälder Drumherum und dem Fluss der direkt durch die Stadt fließt. Als die Blätter quasi alle Farben annahmen außer grün und anfingen sich auf den Straßen und Wegen zu verteilen, habe ich doch tatsächlich angefangen ein paar mit Nachhause zunehmen und diese in meinen Universitätsbüchern trocken zupressen. Habe ich wahrscheinlich das letzte Mal gemacht als mein Alter nur eine Zahl beinhaltete.
Nun ist der Herbst zu Ende und der Winter blüht mir. Noch allerdings bin ich positiv. Anfangs war ich nicht zu 100% begeistert, dass ich nach Schweden gehe. Es ist kalt, es ist nicht berühmt für seine Küche, Kultur oder gar Vielfalt. Es ist nicht Indien. Was ich bis jetzt beurteilen kann, dann würde ich das auch immer noch so sagen. Allerdings muss man sich manchmal einen Ruck geben und eingestehen, dass Dinge die man für sich schon quasi fertig Verurteielt hat, vielleicht ja doch nicht so schlimm sind. Oder das man sie gar lieben lernen könnte. Genau das versuche ich gerade mir zu Eigen zu machen. Auch die mehr oder weniger liebenswerten Eigenarten.
Das Deutsche 20:15 Uhr ist das schwedische 21:00 Uhr.
Die deutsche Currywurst sind die schwedischen Köttbuller.
Das deutsche Schwarzbrot ist das schwedische Knäckebrot.
Die deutschen Spekulatius sind die schwedischen Pepperkakor nur in Herzform.
Und was dem deutschen die liebgewonnen deutsche Schokolade ist wie Lind, Rittersport, Kinder und Yoghurette, ist dem Schweden die Ikea Schokolade, Marabou.
Die deutsche Kaffee und Kuchenzeit ist die schwedische Fika.
Und was in deutschland jeder Supermarkt und Kiosk verkauft, Alkohol, das ist dem Schweden System Bolaget.
Schweden kann so wahnsinnig schön in seiner Ruhe und Ausgeglichenheit sein. Die Schweden an sich knacke ich noch und ums Essen kümmere ich mich lieber selber.
Auf bald, Johanna