Montag, 15. Januar 2018

Snö, snö, svensk snö


02.11.2016

Und da ist er. Der erste schwedische Schnee in Schweden, in Gävle, direkt vor meiner bescheidenen Behausung. Noch ein wenig wässrig in seiner Erscheinung, aber es ist Schnee. Um ehrlich zu sein habe ich noch nicht damit gerechnet. Woher auch? Aus meinem Herkunftsnest in der Nähe von Bremen, sprich Norddeutschland, kenne ich keinen Schnee mehr. Weiße Weihnacht hört sich für uns an wie ein Märchen, welches wir mit „ Vor langer, langer Zeit…“ anfangen. Nun werde ich mit Schnee `schon` Anfang November konfrontiert. Das muss das Herz der norddeutschen Deern erstmal verdauen.
Nach den ersten 12 Stunden Schnee muss ich aber resümieren, dass es gar nicht so schlimm ist wie befürchtet. Ich rühme mich ja doch sehr damit ein eher ‚warmer‘ Mensch zu sein, leicht zu frieren und wenn ich dann friere, werde ich zur super Pussy. Das stimmt auch immer noch, aber irgendwie muss ich ja gestehen, dass diese schwedische Kühlheit auch was hat. Zu einem gibt es ja kein schlechtes Wetter sondern nur schlecht angezogene Leute (so meine Mutter) und zum anderen gibt es doch nichts schöneres als mit seinen dicken Winterschuhen durch einen Schneebedeckten Platz zu laufen wo noch keine anderen Fußspuren zusehen sind. Das wird niemals aus der Model kommen.
Alleine schon der Herbst hier war wunderschön. Gävle, der Ort an dem ich studiere, ist sehr grün mit seinem Park, Wälder Drumherum und dem Fluss der direkt durch die Stadt fließt. Als die Blätter quasi alle Farben annahmen außer grün und anfingen sich auf den Straßen und Wegen zu verteilen, habe ich doch tatsächlich angefangen ein paar mit Nachhause zunehmen und diese in meinen Universitätsbüchern trocken zupressen. Habe ich wahrscheinlich das letzte Mal gemacht als mein Alter nur eine Zahl beinhaltete.
Nun ist der Herbst zu Ende und der Winter blüht mir. Noch allerdings bin ich positiv. Anfangs war ich nicht zu 100% begeistert, dass ich nach Schweden gehe. Es ist kalt, es ist nicht berühmt für seine Küche, Kultur oder gar Vielfalt. Es ist nicht Indien. Was ich bis jetzt beurteilen kann, dann würde ich das auch immer noch so sagen. Allerdings muss man sich manchmal einen Ruck geben und eingestehen, dass Dinge die man für sich schon quasi fertig Verurteielt hat, vielleicht ja doch nicht so schlimm sind. Oder das man sie gar lieben lernen könnte. Genau das versuche ich gerade mir zu Eigen zu machen. Auch die mehr oder weniger liebenswerten Eigenarten.
Das Deutsche 20:15 Uhr ist das schwedische 21:00 Uhr.
Die deutsche Currywurst sind die schwedischen Köttbuller.
Das deutsche Schwarzbrot ist das schwedische Knäckebrot.
Die deutschen Spekulatius sind die schwedischen Pepperkakor nur in Herzform.
Und was dem deutschen die liebgewonnen deutsche Schokolade ist wie Lind, Rittersport, Kinder und Yoghurette, ist dem Schweden die Ikea Schokolade, Marabou.
Die deutsche Kaffee und Kuchenzeit ist die schwedische Fika.
Und was in deutschland jeder Supermarkt und Kiosk verkauft, Alkohol, das ist dem Schweden System Bolaget.
Schweden kann so wahnsinnig schön in seiner Ruhe und Ausgeglichenheit sein. Die Schweden an sich knacke ich noch und ums Essen kümmere ich mich lieber selber.


Auf bald, Johanna 

Hej hej, tjienna und (schön euch wiederzusehen)

27.8.2017
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Die rennende Zeit ist Fluch und Segen zugleich. Wenn ich eines sagen kann dann das. Die Zeit nach den Schuljahren bei Mama & Papa auch Hotel Mama, Residence Immer Sauber, Lodge des gefüllten Kühlschrankes gennant. Der Eintritt ins quasi-eigenständige Leben, diese vielen durchaus angsteinjagenden und zugleich zerreißend spannenden Dinge die auf einen Warten. In meinem Fall war es das Freiwillge Soziale Jahr in Indien mit neunzehn Jahren. Darauf folgend ein Jahr Praktika in wundervollen Festivals in Dresden und Bremen. Und ganz aktuell mein Studium der Internationalen Sozialen Arbeit in Schweden.
Ein jahr ist vergangen in Schweden und ich kann es nicht lassen auch dieses Jahr revue passieren zu lassen. Ich blicke auf eine ziemlich hektische Zeit mit all seinen Tiefen und Höhepunkten zurück. Wenn meine Famille oder Freunde mich fragen wie mein Leben in Schweden ist, dann bekommen sie eigentlich alle die gleiche, knappe Antwort. Schweden ist so wie man es sich vorstellt. Das Bild welches viele im Kopf haben wird bestätigt.
Schweden ist ein Land voller Natur und noch mehr Wasser. Ein Land das es sich zur aditude gemacht hat rote Holzhäuser zu bauen. Ein Land, dass Elche und Rentiere beherbergt. Ein Land, das uns Deutschen durchaus teuer erscheint. Zurecht. Ein Land, dass dunkel und kalt ist. Ein Land, dass eine verwirrende Dichte an Männern mit viel Bart aufweist. Ein Land, welches sich von der Bevölkerung und größeren Städten eher im Süden abspielt.
All diese Dinge hatte ich vor meinem Leben in Schweden im Kopf und ehrrlich gesagt, dass habe ich auch immer noch. Allerdings sind da noch ein paar mehr Eindrücke hinzugekommen. Schweden ist schön. Ohne Frage! Täglich kann man einen hohen Lebenstandart genießen mit sozialen Zuschüssen, Versicherungen und Bildung für jederman. Sicherlich kan man auch hier Kritik üben, wenn man genauer hinsieht. Jedoch laufen hier einfach viele Dinge sehr viel besser als das ich es in Deutschland über Jahre hinweg gelernt habe und natürlich ein Meilenweiter unterschied zum indischen Standart. Das ist es allerdings garnicht was mich das letzte Jahr bewegt oder zu sehr interessiert hat. Noch bin ich ja Studentin und als solche habe ich persönlich für mich auch nicht die allergrößten Ansprüche an mein Haus und Hof. Einen habe ich allerdings und das ist mein soziales Umfeld. Ich war schon immer eine Person die ein breites Netzwerk an Freunden genoß und enge Freunde um sich herum brauchte. Und hier kommt das interessante, das mich doch ein wenig stutzig gemacht hat.

Es hat mich eine ganze Weile gebraucht einen Freundeskreis aufzubauen. Klar, dass das eine Weile dauern kann, wenn man in eine neue Stadt oder gar Land kommt. Man kann sich den Gedanken abschminken, das dort alle auf einen Warten. Niemand wartet auf dich. Die meisten Menschen auf die man trift leben seit Jahren in dem Ort und haben bereits einen Freundeskreis. Sie sind auf dich nicht mehr angeiwesen, aber du sehr wohl auf sie. Es ist klar das Schweden keine Inder sind die alle anderen in sachen Gasgeberqualitäten in den Schatten stellen. Jedoch hatte ich am Anfang das Gefühl, dass das kühle Wetter Auswirkung hinsichtlich Spontanität, Neugierde auf das Neue und des ersten Schritt machen seine Wirkung hat. Wie ich bereits anklingen lassen habe spielt sich das meiste Leben in Schweden in der südlichen Hälfte ab. Göteburg, Malmö, Lund und natürlich Stockholm und Uppsala sind die definitiv größten Städte Schwedens und danach kommt auch lange Zeit nichts mehr. Ich für meinen Teil lebe seit einem Jahr in Gävle. Die Stadt hat knapp 100 000 Einwohner und liegt zwei Stunden über Stockholm. Der Südschwede würde betonen, dass das schon Nordschweden ist. Wenn man sich nach der Karte richtet, dann liege ich allerdings noch in Mittelschweden. Die Diskussion ist dahingehend interessant, dass nach Gävle nicht mehr viel kommt an Städten. Die Bevölkerungszahl im Norden Schwedens, sprich Lappland ist wahnnisnig niedrig. Gerade aus diesem Teil des Landes kommen viele nach Gävle zum studieren. Viele von ihnen sind in Orten aufgewachsen mit vielleicht an die hundert Einwohner oder noch weniger. Ich durfte viele Schweden kennen lernen die vorher kaum Kontakt mit Ausländern hatten, kaum selber ins Ausland verreisen da sie oftmals im eigenen Land Urlaub machen und sehr wohl Englisch verstehen wegen dem englischen Fehrnsehenprogramm und Filmen, aber es nie sprechen mussten. Die überwindung jetzt damit anzufangen ist verständlich. Somit haben wir einmal meine Seite die auf offene englisch sprechende Schweden angewiesen ist und die Seite der Schweden die einen riesigen, riesigen Schweinehund überwinden muss. Mit diesen beiden Seiten ist es jedoch nicht getan.  Denn zum Glück sind Schweden super warmherzige und hilfsbereite Menschen die sich mit ein bisschen einfühlsamen in-den-Arsch-getrete und viel Muße überzeugen lassen. Mein Lieblingsbeispiel dazu ist meine engste Freundin hier in Schweden. Ich habe sie an unserem ersten Tag in der Uni angesprochen, da ich nicht wusste wohin und sie alleine war. Im nachhinein meinte sie zu mir, dass sie mich in genau diesem Moment gehasst hat und am liebsten im Erdboden versunken wäre. Dass ich sie auf englisch angesprochen habe hat sie dermaßen aus dem Konzept gebracht. Allerdings sind wir beide drangeblieben und haben nach anfänglich holprigen Monaten eine herzliche und vertrauensvolle Freundschaft aufgebaut. Und so ging es mir mit vielen Schweden. Einmal den Schweinehund ihrerseits überwunden und meine Hartnäckigeit sind eine gute Mischung. Und immer noch spüre ich eine riesige Dankbarkeit meinen Freunden gegebüber die mich tagtäglich in den Alltag mit eingebunden haben und es immer noch tun. Auch wenn sie es nach Monaten nun endlich so richtig genießen englisch zu reden und mir meinen Schwedischkurs ausreden wollen. So spielt das Leben.
Nach drei Monaten reisen und Elternaufenthalt oder auch Hotel Mama, Residence Immer Sauber, Lodge des gefüllten Kühlschrankes gennant freue ich mich auf meine Wiederkehr nachhause nach Gävle.
Dieses Land hat mich vielleicht nicht mit den allerbreitesten und wärmsten Armen empfangen. Aber hast du einmal einen Freund im Schweden gefunden wirst du ihn nicht mehr so schnell los.


Tjiennare, Hei da, auf Wiedersehen und bis bald. 
Wenn es mal nicht dunkel ist in Schweden,

dann ist es hell.